Review by Gnark/Terrorverlag link

“Ich kann was” ist ein selbstbewusstes Statement. “The Gods are small Birds, But I am the Falcon!” ist mehr als das. Es ist eine Kampfansage, ein philosophisch-spirituelles Programm und ganz nebenbei der Titel des bei Loki veröffentlichten neuen HERBST9-Albums.

Henry Emich und Frank Merten, die Köpfe hinter H9, beschäftigen sich bereits seit ihrem Debüt “From a dark Chasm below” im Jahr 1999 immer wieder mit orientalischen Motiven, Riten und den sie verbindenden Mythologien. Seit geraumer Zeit gehören sie zur Speerspitze der mittlerweile sehr ausgedünnten Ritual-Szene, die mit HYBRYDS, ZERO KAMA und anderen relativ bekannten Projekten in den 90ern personell verhältnismäßig stark besetzt war. Ritual war immer eine Spielart von Musik, deren eigentliche Wahrnehmung komplett von den Befindlichkeiten und Ideen des Hörers abhängig ist. Ob man sie zur Meditation nutzt, zur Steigerung in eine Trance-ähnliche Bewusstseinsform, zur Dekoration für Räusche aller Art – bei den meisten ist der enorme künstlerische Anspruch hinter dieser Musik meist schlichtweg untergegangen, wenn er denn überhaupt interessiert hat. Dass sich trotzdem nur wenige Künstler dauerhaft etablieren konnten, zeigt jedoch ganz deutlich, dass es nur wenig wirklich „effektiven“ Ritual gibt und gab, der sich von selbstzufriedenem New Age-Getrommel durch Klasse abheben kann und konnte.

Nahezu alle Veröffentlichungen von HERBST9 verkörpern genau diesen „effektiven“ Ritual mittels Klangverschachtelung, die zwar wenige Elemente bewusst in den Vordergrund stellt, aber gerade erst durch die tiefen Drones, Samples und richtig platzierten Sounds im Hintergrund den Trance-Charakter entwickeln kann, den man ihrer Musik immer wieder zuschreibt. Es grollt, es schwelt und analoge Sandstürme wehen durch das Zimmer: Das und noch viel mehr ist “The Gods are small Birds, but I am the Falcon”.

next

home